So steigern Sie die Qualität von Transkreationsprojekten
21. Jan. 2021
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Vielen von uns ist bewusst, wie wichtig Transkreation – die kreative Anpassung von Marketing-Content an lokale Marktanforderungen – für eine Marke ist, um eine starke weltweite Präsenz zu erreichen. Erfolgreiche Marken nutzen Transkreation für die Internationalisierung bei mehr als 50 Prozent ihres Jahresumsatzes. Lokalisierung ist nur die drittwichtigste Methode, mit der Online-Unternehmen ihre Produkte international vermarkten.
Allgemeine Daten über Transkreation lassen sich relativ leicht beschaffen. Schwieriger ist es hingegen, die Effektivität eines konkreten Transkreationsprojekts eines Unternehmens zu ermitteln. Wie bei jedem kreativen Prozess lässt sich die Qualität einer Transkreation schwer messen und die Meinungen dazu sind oft subjektiv.
Dennoch ist es möglich, das Ergebnis und die Effektivität der Transkreationsteams einzuschätzen und zu verbessern. Erreicht wird dies durch die Definition eindeutiger Qualitätsstandards, die Analyse wichtiger Key Performance Indicators (KPIs), die Ermittlung potenzieller Probleme und die Zusammenarbeit mit Stakeholdern, um Verbesserungen umzusetzen.
Qualitätssicherung
Die Qualitätskontrolle beginnt bereits zu Anfang der Geschäftsbeziehung zwischen Anbieter und Kunde. Bei Erstgesprächen (z. B. einem Kickoff-Meeting) erläutern Kunden, welche Ziele sie mit ihrem Content verfolgen, und geben den markenspezifischen Stil vor. Dabei sollte die Terminologie und ihre Übersetzung geklärt werden, denn eine einheitliche Anwendung der Begriffe macht die Markenbotschaft nachvollziehbarer und einprägsamer. Wichtig für die Qualität sind auch die eingesetzten Sprachexperten. Transkreation ist ein Spezialgebiet und so müssen die eingesetzten Mitarbeiter auf diesem Gebiet äußerst versiert sein sowie sorgfältig ausgewählt und getestet werden. Diesen Punkt hatten wir bereits im ersten Beitrag unserer Reihe zur Transkreation besprochen. Dabei ist wichtig, dass über das gesamte Projekt hinweg immer dieselben Sprachexperten eingesetzt werden, da diese mit dem Thema und der Marke vertraut sind. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Qualität ist der eigentliche Transkreationsprozess, an dem eine Reihe von Personen beteiligt sind. Der Transkreator erstellt den Content. Der lokale Markenchampion prüft ihn und schlägt Änderungen vor, damit der Content die beabsichtigte Botschaft vermittelt und die kulturellen Werte und Erwartungen des Zielmarkts trifft. Der Transkreator prüft die Revisionen und Änderungsvorschläge und erarbeitet gemeinsam mit dem lokalen Markenchampion die finale Version. Und damit ist der Prozess wahrscheinlich noch nicht einmal abgeschlossen, denn für ein hochwertiges Ergebnis muss der Content immer wieder durch mehrere Sprachexperten und Reviewer überprüft und überarbeitet werden. Der gesamte Prozess zeigt, dass Transkreation echte Teamarbeit ist. Zu guter Letzt werden Transkreationsprojekte oft zurück in die Ausgangssprache übersetzt, um herauszufinden, wie der Kreativexperte an den Inhalt herangegangen ist. Im Nachgang erläutern die Transkreatoren ihren kreativen Prozess und ihre Entscheidungen, wodurch deutlich wird, wie gut sie die Markenbotschaft verstanden und vermittelt haben – sowohl gegenüber den Kreativteams als auch innerhalb des Endproduktes selbst.Festlegung von KPIs und Ermittlung der Effektivität
Zwar lässt sich die Effektivität von Transkreation nicht direkt quantitativ messen, potenzielle Probleme lassen sich aber durchaus mithilfe bestimmter KPIs und Tests erkennen. Welche KPIs geeignet sind, hängt stark vom Content-Typ und den verwendeten Marketingkanälen ab. Dabei sollten jegliche KPIs, die Sie einsetzen, die SMART-Kriterien erfüllen, das heißt, die Daten müssen „specific“ (spezifisch), „measurable“ (messbar), „achievable“ (erreichbar), „relevant“ (maßgeblich) und „timely“ (aktuell) sein. Bei Transkreationsprojekten für das digitale Marketing ist es einfach, Daten zu erfassen und zu messen. Schauen Sie sich beispielsweise Zielmarktdaten wie die Click-Through-Rate, die Anzahl von Website-Besuchern, Konversionsraten, Absprungraten und Ihren Return on Investment an. Vergleichen Sie diese Zahlen dann mit Daten von anderen Märkten, in denen die Marke etabliert ist. Ein paar Abweichungen sind zu erwarten, aber wenn der Zielmarkt deutlich schlechter abschneidet, könnte das auf ein Problem mit dem Content hindeuten. Stakeholder können diese Probleme mithilfe von A/B-Tests genauer untersuchen. Bei diesem Verfahren liefert ein weiteres Mitglied des Kreativteams eine separate Transkreation (Version B). Dieses Material wird dann parallel zum vorhandenen Content veröffentlicht, um Daten zu sammeln. Ein Team aus Content-Experten wertet diese Daten anschließend aus, um die Effektivität beider Content-Versionen objektiv zu ermitteln. Schneidet Transkreation B deutlich besser ab, kann das Team diese Version in seiner Kampagne verwenden. Andere nützliche Instrumente sind unabhängige externe Reviews und Marktumfragen. Bei diesem Review-Prozess werden Content-Experten, die nicht zum Team gehören, und/oder externe Editoren beauftragt. Diese Dritten überprüfen Auszüge aus dem Transkreations-Content, um eine unabhängige Einschätzung der Effektivität des Transkreationsanbieters abzugeben. Bei Marktumfragen werden Fokusgruppen aus der lokalen Bevölkerung gebildet. Ihr Feedback ist besonders aussagekräftig. Daran können sich die Transkreationsteams orientieren, um ihren Content zu verbessern.Transkreationsprobleme beseitigen
Einige der häufigsten Probleme entstehen, wenn kulturelle Feinheiten übersehen werden, der Content nicht an die Marke angepasst wird oder wenn Inhalte im Zielmarkt gar nicht sinnvoll sind (z. B. der Verkauf von Bikinis in Alaska). Falls Sie Probleme mit Ihrem Transkreations-Content bemerken, sollten Sie die Ursachen herausfinden und beseitigen. Als erste Reaktion überlegen viele, das Kreativteam zu entlassen, insbesondere, wenn es Hinweise auf eine schlechte Performance gibt. Doch das ist in der Regel weder die beste noch die kostengünstigste Option. Die Umsetzung eines Transkreationsprojektes ist sehr aufwendig: Erst müssen Kreativexperten gefunden und dann geprüft werden. Darüber hinaus müssen sie sich noch in das Projekt einarbeiten. Deshalb sollten Sie aufgetretene Probleme zunächst mit Ihrem Transkreationsanbieter besprechen. Arbeiten Sie gemeinsam an einer Lösung. Fordern Sie den Anbieter auf, einen zeitnahen und realistischen Plan zur Beseitigung der Probleme zu erarbeiten. Achten Sie darauf, dass dieser Plan wichtige Meilensteine enthält, die der Anbieter nachweislich erreichen muss. Das Projekt sollte regelmäßig überprüft werden, um sicherzugehen, dass alle wieder auf dem richtigen Kurs sind. Wenn Stakeholder des Kunden direkt mit den Transkreatoren zusammenarbeiten, sollten sie deren individuelle Leistungen einschätzen und dies kommunizieren. Dabei sollten sie alle relevanten Faktoren ansprechen, z. B. die Einhaltung der Stil- und Markenrichtlinien sowie der Glossare, den Kreativprozess, die Kommunikationsfähigkeit, die Einhaltung von Fristen usw. Werden Probleme bereits in dieser Phase beseitigt, lässt sich der Kreativprozess deutlich verbessern.Tipps für gelungene Transkreationsprojekte
Nachstehend finden Sie einige Tipps, die Ihnen dabei helfen können, die Effektivität Ihres Transkreationsprojektes zu verbessern.- Erstellen Sie Kreativ-Briefings. Dies hilft Ihrem Transkreationsanbieter, Ihre Marke und Ihre stilistischen Präferenzen besser zu verstehen. Binden Sie Informationen zur Demografie Ihrer Zielgruppe ein. Bitten Sie Ihren Anbieter um Feedback und fordern Sie ihn auf, bei Unsicherheiten nachzufragen.
- Stellen Sie Terminologie auch in den Zielsprachen zur Verfügung. Wie bereits erwähnt ist dies unabdingbar für eine klare, einheitliche Kommunikation.
- Führen Sie In-Country-Reviews und Reviews mit muttersprachlichen Stakeholdern durch. Die Reviewer sollten mit Ihrer Markenbotschaft sowie mit Ihren Produkten und Services vertraut sein. Stakeholder, die im Zielland leben und dem Zielmarkt entstammen, sollten sich mit den kulturellen Normen und Erwartungen auskennen.
- Haben Sie Geduld. Die Anpassung von Marketing-Content braucht mehr Zeit als eine „normale“ Übersetzung. Transkreatoren passen die Aussage des Textes in einem höchst kreativen Prozess so an die lokalen Gegebenheiten an, dass die Botschaft den Geschmack und den Nerv des Zielpublikums trifft.
- Stellen Sie sich darauf ein, dass der Prozess anders abläuft. Transkreation unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Übersetzungsabläufen. Anders als bei Übersetzungen zielt die Transkreation darauf ab, neue Beziehungen zu Endkunden aufzubauen, die die Marke entweder noch gar nicht kennen, ihr neutral gegenüberstehen oder bisher unempfänglich für die Markenbotschaft waren. Für eine erfolgreiche Transkreation gilt es, den Zielmarkt aufmerksam zu studieren und den Content gegebenenfalls mehrfach zu überarbeiten.