Ob im Zuge eines Studiums oder einer Berufstätigkeit – bestimmt hat jeder schon einmal einen Online-Kurs absolviert, um sich zu bilden. In Zukunft werden dies auch immer mehr Menschen tun: In den nächsten fünf Jahren soll der weltweite E-Learning-Markt auf 325 Milliarden US-Dollar anwachsen. Es ist davon auszugehen, dass dann fast 80 % der Unternehmen in den USA Online-Lernumgebungen nutzen werden.
Fakt ist, dass Mitarbeiter, die Schulungen und Kursen in einer Fremdsprache absolvieren, mehr für den Erfolg tun müssen. Das kann das Gefühl verstärken, weniger wichtig als andere Mitarbeiter zu sein, oder den Eindruck erwecken, das Schulungsthema sei nicht besonders wichtig. Eine geringere Motivation und höhere Abbruchraten können die Folge sein.
Dennoch beruht die Entscheidung, ob E-Learning lokalisiert werden soll, auf verschiedenen Faktoren, zum Beispiel der Wahrscheinlichkeit eines besseren Return on Investment durch die Schulungslokalisierung. Andere zu berücksichtigende Fragen sind aber auch diese: Steht Ihnen für jede Region ein Budget zur Verfügung? Wie viel Schulungsmaterial „bleibt hängen“, wenn sie in jemandes Zweit- oder Drittsprache durchgeführt wird?
Natürlich müssen Sie diese Entscheidungen sorgfältig gegeneinander abwägen, doch die langfristigen Vorteile im Hinblick auf die Stimmung in der Belegschaft und die Effektivität der Organisation sprechen für sich. Besonders für global agierende Unternehmen ist die E-Learning-Lokalisierung sinnvoll, um sicherzustellen, dass die Schulungen an jedem Ort Ihres Wirkens greifen.
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Tipps vor, wie Sie den Lokalisierungsprozess rationalisieren können.
1. Den Quell-Content optimieren
Falls Sie mit einem Sprachdienstleister (LSP) zusammenarbeiten, tun Sie immer gut daran, ihn so früh wie möglich in die Content-Erstellung einzubinden. Lassen Sie ihn an der
Planungsphase Ihres E-Learning-Projekts teilhaben. Er kann sicherstellen, dass Ihr Content für die Lokalisierung geeignet, also eindeutig und einfach formuliert ist, und nötigenfalls anregen, dass Verweise oder Bilder für die Zielkulturen geändert werden müssten.
2. Terminologie ist wichtig
Für jede Art globaler Schulung gilt: Einheitlichkeit ist Trumpf. Legen Sie gleich zu Beginn stilistische und terminologische Präferenzen fest. Ihr LSP kann Ihnen helfen, eine Liste der Benennungen zusammenzustellen, die in Ihrem Unternehmen bereits gebräuchlich sind. Sorgen Sie für terminologisch einheitlichen E-Learning-Content und vermeiden Sie Synonyme für ein und dasselbe Konzept. Um Uneinheitlichkeit zu vermeiden, sollten Sie nur abgesprochene Akronyme und Abkürzungen verwenden und diese in einem Glossar zum Nachschlagen anbieten. Ergänzen Sie das Material um Benennungen, die nicht übersetzt werden dürfen, und Eigennamen.
3. Lokale Bildsprache und kulturelle Referenzen verwenden
Lokalisierung betrifft nicht nur Texte, sondern auch Bilder. Sie umfasst das Anpassen der Bildauswahl an die jeweilige Kultur und das Einfügen lokalisierter Screenshots von Apps, Software oder Websites. Wenn Sie beispielsweise ein Bild Ihrer Unternehmenszentrale verwenden, sollten Sie auch Ihre Niederlassungen zeigen.
Zudem müssen Sie Ihre E-Learning-Kurse in den richtigen Kontext einbetten. Dazu gehört, regional motivierte Anpassungen vorzunehmen, das heißt, kulturspezifische Konzepte und Themen so umzuwandeln, dass sie besser in die Region passen, in der die Schulung angeboten werden soll. Länder unterscheiden sich in ihren Gesetzen, historischen Hintergründen und soziopolitischen Gegebenheiten stark. Um für die jeweiligen Zielgruppen interessanter und begreiflicher zu werden, müssen diese Themen unter Umständen umgeschrieben werden. Auch wenn man dabei nach bestem Wissen und Gewissen vorgeht, können Verwirrung und gemischte Ergebnisse die Folge sein.
4. Für flexible Layouts sorgen
Ein Satz ist je nach Sprache unterschiedlich lang. Lassen Sie in Ihrem E-Learning-Content ausreichend Platz für ausgedehntere Texte und berücksichtigen Sie auch die Layout-Anforderungen anderer Schreibrichtungen, zum Beispiel linksläufig im Arabischen oder spaltenförmig im Japanischen.
Die Verwendung von Textboxen und Feldern, um Text in separate Abschnitte zu unterteilen, hat sich ebenfalls bewährt. Verzichten Sie beim Verteilen des Textes auf einer Seite auf Leerzeichen oder Tabstopps, anderenfalls kommt es in anderen Sprachen unvermeidlich zu Verschiebungen.
Achten Sie auch darauf, dass sämtlicher Text bearbeitet werden kann. In Bilder eingefügter Text kann von Software nicht für die Übersetzung erfasst werden. Infolgedessen dauert die Arbeit länger und ist unnötigerweise komplexer.
5. Den richtigen kulturellen Kontext wählen
Redewendungen sind ein Alptraum für die Lokalisierung, denn diese haben oft keine direkte Entsprechung in anderen Sprachen. Vermeiden Sie im Ausgangstext unnötige idiomatische Ausdrücke oder kulturelle Verweise und prüfen Sie den Tonfall des Contents. In manchen Kulturen wird eine informelle Ausdrucksweise mit mangelnder Professionalität gleichgesetzt.
Auch auf Bilder reagieren Menschen kulturell bedingt unterschiedlich. Lokalisieren Sie sämtliche Symbole, Orte und Menschen in Ihrer Bildsprache. Selbst gängige Metaphern erfordern eine Überprüfung. Straßenschilder beispielsweise rufen nicht unbedingt in jeder Sprache dieselben Assoziationen hervor.
6. Multimedia-Content vorbereiten
Durch Übersetzung wird nicht nur schriftlicher Text länger, es erfordert auch mehr Zeit, längere Sätze zu sprechen. Lassen Sie beim Vorbereiten von Video-Content ausreichend Zeit für längere Texte, anderenfalls klingt das Gesprochene in manchen Sprachen gehetzt. Außerdem lassen sich Videos viel leichter bearbeiten, wenn sie separate Tonspuren für Gesprochenes, Musik und Soundeffekte haben.
Auch in Videos müssen Bilder lokalisiert werden, also halten Sie alles, was adaptiert werden muss, in separaten Dateien vor. Die Regel für Bildtexte gilt auch hier, das heißt, der Text sollte nicht im Bild eingebettet, sondern editierbar sein.
7. Mehr aus dem Videobudget herausholen
Video ist die effektivste Methode, um Ihren Nutzern kurzen, produktbezogenen Content anzubieten, der das Nutzererlebnis verbessert und die Kosten für Live-Support senkt. Viele Unternehmen scheuen die Lokalisierung von Video-Content aufgrund der vermeintlichen Kosten, doch durch einige einfache Kniffe wird sie deutlich erschwinglichere.
Anstatt sich für Voiceover zu entscheiden, können Sie beispielsweise die Übersetzung des Skripts für Untertitelung ins Auge fassen. Ersetzen Sie Live-Demos durch Animationen, dann können Sie Winkel und Nahaufnahmen zeigen, die in einem Live-Video unmöglich sind.
Bei den richtigen Content-Typen eignen sich kostensparende Produktionsmethoden sehr gut, um das Potenzial Ihrer Multimedia-Investitionen auszuschöpfen, ohne dass sie auf Profiqualität verzichten oder ein finanzielles Risiko eingehen müssen. Das Produktionsteam Ihres LSP berät Sie zu Alternativen für eine erschwingliche Videolokalisierung.
8. Untertitel oder Voiceover?
Mit dem koreanischen Film „Parasite“ hat erstmals ein nicht englischsprachiger Film den Oscar für den besten Film erhalten und so scheint es, als seien Untertitel (im englischsprachigen Raum) plötzlich cool. Tatsächlich deutet die Beliebtheit anderssprachiger Serien auf Plattformen wie Netflix darauf hin, dass das englischsprachige Publikum mittlerweile stärker an Untertitel und Synchronisation gewöhnt ist.
Untertitel können Humor effektiver herüberbringen. Außerdem können sie beim Sprachenlernen helfen, da der Originaldialog zu hören ist, während der Zuschauer die Übersetzung in seiner Sprache mitliest. Allerdings erlaubt es das Voiceover dem Zuschauer, sich auf die Handlung zu konzentrieren, anstatt Text lesen zu müssen. Das ist besser für die Augen.
Die Wahl zwischen Untertitelung und Voiceover entscheidet oft das Budget, doch im Idealfall sollte der Zuschauer selbst die Wahl haben. Untersuchungen zeigen, dass eine solche Wahlmöglichkeit ideal ist, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen.
9. Maschinelle Übersetzung in Betracht ziehen
Maschinelle Übersetzung (MT) kann die Wirtschaftlichkeit Ihres E-Learning-Projekts entscheidend beeinflussen, allerdings muss sie dafür richtig eingesetzt werden.
An dieser Stelle kann es sinnvoll sein, das
Konzept der Wirkung auf menschliches Verhalten anzuwenden. Social-Media-Kommentare und Bewertungen auf Produkt-Websites beispielsweise haben eine sehr geringe Wirkung auf menschliches Verhalten. Ihre Zielgruppe muss sich mit dem Content nicht identifizieren. Sie will nur grob den Inhalt kennen, deshalb reicht es, diese Arbeit einer MT-Engine zu überlassen.
Am anderen Ende der Skala steht Text, der verfasst wurde, um direkt eine Handlung auszulösen, z. B. Werbung und Vertriebsmaterial. Solche Texte haben eine starke Wirkung auf menschliches Verhalten und es sollte Menschen überlassen sein, sie für jeden Zielmarkt zu übersetzen, zu transkreieren oder von Grund auf neu zu schreiben.
Allgemein gesagt befindet sich E-Learning in der Mitte zwischen diesen beiden Polen, das heißt, maschinelle Übersetzung kann den Großteil der Arbeit erledigen. Übersetzer überprüfen und bearbeiten den Content nötigenfalls. Bei großvolumigen Aufträgen kann MT eine viel effizientere Nutzung Ihres Budget darstellen.
E-Learning-Lokalisierung ist äußerst sinnvoll für internationale Unternehmen, die ihre Schulungen – egal, ob für Mitarbeiter oder Kunden – einheitlicher und effektiver gestalten wollen. Wenn Sie praktische und individuelle Unterstützung bei Ihrem E-Learning-Lokalisierungsprojekt wünschen,
wenden Sie sich gleich an eines unserer Expertenteams.